Creditreform hat im März 2024 eine Umfrage zu Konjunkturdaten durchgeführt. Dabei ging es auch um das Zahlungsverhalten von B2B-Kunden. Dieses hat sich augenscheinlich verbessert, wozu auch beiträgt, dass die Unternehmen ihren Kunden etwas längere Zahlungsziele einräumen.
Belastbare Zahlen
Creditreform ist für B2B-Geschäfte wichtiger als die Schufa, weil die Wirtschaftsauskunftei die Zahlungsinformationen von mehr als einer Million Unternehmen mit einem Belegvolumen von etwa 86 Milliarden Euro (2023) sammelt. Pro Monat analysiert Creditreform gegenwärtig 26 Millionen Zahlungsinformationen aus allen Branchen und Betriebsgrößen. Der jüngste Bericht aus Anfang 2024 kommt unter anderem zu diesen Ergebnissen:
- Die Gesamtforderungslaufzeiten lagen im zweiten Halbjahr 2023 bei 40,5 Tagen. Darin kommt die Außenstandsdauer zum Ausdruck. Sie liegt unter den Laufzeiten bis 2019, also vor Corona.
- Der Zahlungsverzug hat mit 8,47 Tagen einen historisch niedrigen Stand erreicht. 2019 waren es 10,69 Tage.
- Die Unternehmen haben gegenüber B2B-Kunden die Zahlungsziele auf 32,05 Tage ausgedehnt. Es gibt aber branchenabhängige Ausnahmen. So hat die Grundstoffindustrie die Zahlungsziele auf 25,16 Tage verkürzt.
- In einigen Branchen gibt es mit über 38 Tagen erstaunlich lange Zahlungsziele. Dazu gehören die Metall- und Elektrobranche, die unternehmensnahen Dienstleister sowie die Chemie- und Kunststoffindustrie.
Zahlungsziele abhängig von der Rechtsform
Ihre Zahlungsziele legen die Unternehmen nicht nur nach ihrer Branche, sondern auch nach anderen Kriterien fest. Dazu gehören individuelle und manchmal sogar regionale Gepflogenheiten, aber auch die Rechtsform des Abnehmers. Dieser ordnen die Lieferanten eine typische Bonität zu. So räumen sie Unternehmen in den Rechtsformen OHG und AG häufig längere Zahlungsziele ein. In der OHG spielt dabei die persönliche Haftung der Gesellschafter eine Rolle, die es daher auf ein Inkassoverfahren nicht ohne Not ankommen lassen. Die AG fällt allein durch ihre schiere Größe nur selten als Schuldner aus. Dieser räumen die Gläubiger durchschnittlich 38,13 Tage, der OHG 35,17 Tage als Zahlungsziel ein. Umgekehrt dazu müssen die überwiegend finanzschwachen Freiberufler, Vereine und die haftungsbeschränkte UG mit kurzen Zahlungszielen unter 21 Tagen auskommen. Dennoch wurden 2023 bei allen Rechtsformen die Zahlungsziele ausgeweitet.
Gesunkene Forderungsvolumina
Der durchschnittliche Wert von überfälligen Rechnungen ist im Verlauf des Jahres 2023 von 2.234 Euro im ersten Halbjahr auf 1.955 Euro im zweiten Halbjahr gesunken. Das wirkt sich auf das offene Gesamtforderungsvolumen in Deutschland aus. Im Durchschnitt aller Betriebe betrug es Ende 2023 noch 20.847 Euro. Dabei nimmt die Metall- und Elektrobranche eine Spitzenposition ein, denn 27 % aller Außenstände entfallen auf diese Betriebe. Bei den unternehmensnahen Dienstleistungen ist der Anteil auf zuletzt 18,6 % gestiegen. Auch im Baugewerbe gab es einen Anstieg auf 11,2 %, was die Experten von Creditreform auf die deutlichen Kostensteigerungen im Bau zurückführen.
Fazit
Mit längeren Zahlungszielen können Zulieferer ihre Produkte und Leistungen besser verkaufen. Allerdings ziehen sie nach dem Ablauf großzügiger Zahlungsziele ausstehende Rechnungen auch forciert ein.